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Channel: Nationalsozialismus – Deutscher Freiheitskampf – Die Wahrheit über den Krieg, die Deutschen und ihren Führer
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Die Berichterstattung des “Fernsehsenders Paul Nipkow” von den Olympischen Sommerspielen 1936

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Farnsworth-Kamera im Olympiastadion (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1465883)

Farnsworth-Kamera im Olympiastadion (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1465883)

Neben der umfangreichen Berichterstattung im Hörfunk, so hatte es die Reichspost beschlossen, sollten die Olympischen Sommerspiele 1936 auch im Deutschen Fernsehprogramm übertragen werden. Das ambitionierte Vorhaben, das der Welt zeigen sollte, was Deutschland zu leisten im Stande sei, stellte einen enormen fernsehtechnischen Aufwand dar. Im Auftrag der Reichspost entwickelten die Firmen Telefunken, AEG und Daimler-Benz den ersten fahrbaren 10 kW Fernsehsender der Welt, bestehend aus insgesamt 14 Fahrzeugen und einer 1,1 Millionen Reichsmark teuren technischen Ausstattung. Der Deutsche Fernsehrundfunk hatte bereits im März 1935 über den Ultrakurzwellensender Berlin-Witzleben, seit Mai 1935 „Fernsehsender Paul Nipkow“, den ersten regelmäßigen Programmdienst der Welt aufgenommen und sendete ein tägliches Abendprogramm von 20 bis 22 Uhr. Während der 16 olympischen Tage – und auf Grund des großen Interesses eine Woche darüber hinaus – wurde diese Programmzeit nun zusätzlich um ein Mittags- und Nachmittagsprogramm von 10 bis 12 und 15 bis 19 Uhr erweitert. Gesendet wurde mit 180 Zeilen und 25 Bildern pro Sekunde.

Die Geschehnisse auf dem Reichssportfeld wurden von insgesamt drei elektronischen Kameras eingefangen: Unter der Ehrentribüne stand eine schwenkbare Ikonoskop-Kamera von Telefunken, deren Gesamtlänge von 2,20m ihr den Namen „Fernseh-Kanone“ einbrachte. Eine zweite, vom Reichspost-Zentralamt entwickelte und gebaute Kamera, kam im Schwimmstadion zum Einsatz, und die nach dem Prinzip des Amerikaners Philo T. Farnsworth arbeitende Kamera der Fernseh AG war über dem Marathontor in Betrieb. Ergänzt wurden diese Kameras zudem durch einen Zwischenfilmabtaster-Wagen der Deutschen Reichspost. Über ein Breitbandkabel waren die Aufnahmestationen mit dem Sender verbunden, wo die Bilder wahlweise ausgestrahlt werden konnten. Da die verschiedenen Kamerasysteme noch nicht synchronisiert waren, mussten dabei regelmäßig Umschaltpausen eingelegt werden.

Dramaturgisch war die Berichterstattung dieser erstmals im Fernsehen übertragenen Olympischen Spiele, die gleichzeitig auch die ersten Live-Übertragungen im Fernsehen darstellten, noch stark an das bekannte und erprobte Medium Radio angelehnt. Die Wortbeiträge dominierten klar vor den Bildeindrücken. Mehr noch: da der Kommentator kein Kontrollbild hatte, musste die Kamera dem Ansager folgen. Hierbei kam es durchaus vor, dass der Reporter begeistert über eine Szene berichtete, die für den Kameramann im toten Winkel lag.

Da es kaum private Fernsehgeräte gab, wurden die Bilder in die 28 von der Reichspost seit 1935 eingerichteten Fernsehstuben in Berlin, Potsdam und Leipzig übertragen. Insgesamt 162.228 Menschen, so gab die Reichsrundfunkgesellschaft bekannt, verfolgten auf diese Weise die 175 übertragenen Wettkämpfe des Olympia-Sonderprogramms nebst Eröffnungs- und Schlussfeier.

Quellen- und Literaturangaben
  • Bruch, Walter: Kleine Geschichte des deutschen Fernsehens. Berlin 1967.
  • Keller, Wilhelm: 100 Jahre Fernsehen. Ein Patent aus Berlin erobert die Welt. Berlin 1983.
  • Leonhard, Joachim-Felix / Ludwig, Hans-Werner / Schwarze, Dietrich. Straßner, Erich (Hrsg.): Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Bd. 3. Berlin 2002.
  • Organisationskomitee für die XI. Olympiade Berlin 1936 (Hrsg.): Amtlicher Bericht. 2 Bände. Berlin 1937.
  • Winker, Klaus: Fernsehen unterm Hakenkreuz. Organisation – Programm – Personal. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1996.
  • Zeutschner, Heiko: Die braune Mattscheibe. Fernsehen im Nationalsozialismus. Hamburg 1995.

Isabel Kiefer

Der Fernseh-Aufnahmewagen der Deutschen Reichspost (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1465895)

Der Fernseh-Aufnahmewagen der Deutschen Reichspost am Marathontor auf dem Reichssportfeld. Bei dem hier angewendeten, von Georg Schubert entwickelten Zwischenfilm-Verfahren war die auf dem Wagendach montierte Filmkamera mit einem Spezialfilm ausgestattet, der sofort nach der Aufnahme in eine Entwicklungseinrichtung lief, wo er in etwa 85 Sekunden entwickelt, durch Heißluft getrocknet und von einem Filmabtaster erfasst wurde. Auf diese Weise konnte das Geschehen nahezu live gesendet werden. Der Zwischenfilm-Wagen war noch bis zur Funkausstellung 1938 im Einsatz.
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Blick auf die Farnsworth-Kamera (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1465880)

Blick auf die Farnsworth-Kamera der Fernseh AG bei ihrem Einsatz im Berliner Olympiastadion. Links oben im Bild sind die Pressekabinen zu sehen, darunter ein Teil der „Führerloge“.
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Telefunkens Ikonoskop-Kamera (DRA/Urheber unbekannt/ID-1398047)

Die Ikonoskop-Kamera der Firma Telefunken im Einsatz für den Fernsehsender Paul Nipkow im Olympiastadion. Die von Walter Bruch entwickelte vollelektronische Kamera hatte ihren Standort direkt unter der Ehrentribüne, am Rande der Kampfbahn. Sie war mit drei Teleobjektiven ausgestattet, wovon das größte einen Linsendurchmesser von 40cm besaß bei einem Gewicht von 45kg.
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Die Ikonoskop-Kamera am Rande der Kampfbahn im Olympiastadion (DRA/Urheber unbekannt/ID-1465890)

Die von ihrer Erscheinung her imposante Ikonoskop-Kamera war eines der zentralen Aufnahmegeräte während der olympischen Sommerspiele und ein eindrucksvolles Symbol für den technischen Fortschritt.
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Großes Jagdspringen im Olympiastadion (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1405842)

Im Vordergrund zeichnet ein Kameramann mit einer Zwischenfilm-Kamera das Geschehen auf.
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Die Zwischenfilmkamera der Fernseh-AG (DRA/Horst G. Lehmann/ID-1398046)

Die Zwischenfilmkamera der Fernseh-AG im Berliner Olympiastadion. Die Kamera war mit auswechselbaren Objektiven von 2,8 bis 50 cm Brennweite ausgestattet.
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Walter Bruch (DRA/Urheber unbekannt/ID-1465893)

Der Konstrukteur der Ikonoskop-Kamera, Walter Bruch, übernahm für die Zeit der Olympischen Spiele selbst die Kameraführung.

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Quelle: DRA-Deutsches Rundfunkarchiv

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