„Völkischer Beobachter“, 28. Juli 1921.
Auf einem Berge erbaute sich der Ritter mit seinen Knechten eine trotzige Burg. Um diese herum scharten sich schutzsuchende Ansiedler; Häuser wurden gebaut, Wälle und Mauern errichtet, Gräben gezogen. Es bestand eine Gemeinschaft zwischen Rittern und Bürgern: Individualität und Gemeinwesen.
Aus dem Gewirr kleiner Häuser ringt sich der himmelragende Dom empor. Ein großer Künstler hat ihn entworfen. Tausende haben die Steine zugehauen, Hunderttausende haben Werte dafür geopfert und dann in diesem Hause die Andacht verrichtet: Persönlichkeit und Volksseele.
Das Erfühlen oder das Erkennen der wirtschaftlichen und geistigen Gemeinschaft eines Volksganzen, die Anerkennung der Einordnung des Einzelnen unter das Allgemeine, nennt sich heute Nationalsozialismus.
Klassenkämpfe hat es gegeben, soweit wir die Geschichte in die Vergangenheit zu verfolgen vermögen. An ihnen ist schon manches Volk zugrundegegangen. Klassenkämpfe hat es auch in deutscher Vergangenheit gegeben und sie werden auch in der Zukunft nicht verschwinden. Daß überhaupt Kampf besteht, ist kein Unglück. Aber bei Betrachtung einer Lebenserscheinung kommt es auch auf unsere seelische Einstellung zu ihr an. Anerkennen wir ein Volk als etwas Körperhaftes, so werden wir versuchen, den natürlichen Kampf einzelner Teile desselben nicht künstlich zu verstärken, sondern ihm Formen zu geben, die jeden der Teile höher züchten und stählen. Stelle ich mich nur auf die unmittelbaren Zwecke eines der kämpfenden Teile ein, so muß kurz über lang eine Erkrankung des Ganzen eintreten, die den Körper schwächt, ja seinen Tod herbeiführen kann.
Das Zeitalter der Maschine brachte Lebenszustände mit sich, die den Boden für eine Lehre schufen, die in ihrer folgerichtigen Durchführung den Zerfall sämtlicher Völker bedeutet: den Marxismus. Keine Völker, keine Staaten, nur Klassen: eine Weltanschauung, die tief unter derjenigen eines Zulu steht, aber für das Opfer der Maschine, den Industriearbeiter, doch eine, wenn auch verschwommene Idee bedeutete. Der von seiner Scholle gerissene, der Natur entfremdete, überlieferungslose Proletarier trat in die Weltgeschichte ein. Das Ausgeliefertsein an eine brutale Macht, die er verständlicherweise im Unternehmer verkörpert sah – den hinter diesem stehenden Bankherren konnte er ja nicht beobachten -, konnten den Instinkt nicht zum Durchbruch kommen lassen, in diesem einen Volksgenossen zu sehen. Des Arbeiters Schuld ist es nicht, wenn er den verführerischen Lockungen des zersetzenden Judentums unterlag! Es ist die Schuld der deutschen Intelligenz!
Die Fichte und Arndt schienen ausgestorben. Intellektuelle, naturentfremdete Gelehrte studierten mit dem blauen Bleistift in der Hand die dicken Schriften der Marx und Genossen, zogen Verbindungslinien zwischen deren nebligen Redensarten, Kant und Goethe und indischer Philosophie, zogen den abgestandenen jüdischen Geist auf Flaschen und machten den Marxismus gesellschaftsfähig. Andere Professoren, und nicht selten lutherische Pfarrer hatten ihre Stuhlmeisterei und sprachen in verborgenen Logen über „Menschheit“, über „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Große Teile des deutschen Volkes, die das Wuchshafte hätten erkennen müssen, ließen sich durch die riesige marxistische Propaganda ebenfalls verbittern und verstärkten ihren Klassenstandpunkt. So klaffte das deutsche Volk auseinander. Das Jahr 1914 zeigte aber, daß in allen Deutschen doch ein Funke lebendig war, der sehnsüchtig in jedem geschlummert haben muß, um zu solch einer heiligen Flamme emporlodern zu können. Aber die Jahrzehnte waren nicht ohne Wirkung geblieben. Die kurze Zeit verstummten Volksverführer setzten bald von Neuem ein, und wieder wurde der Geist nach einer Richtung gewendet, die endlich den Zusammenbruch des 9. November zeitigte. Der Glaube wurde dem Deutschen genommen, für eine gute Sache zu kämpfen und in ihm ein Glaube an Phrasen und Gedanken wachgerufen, die nichts waren, als Waffen der List unserer Feinde. Nie darf das deutsche Volk die Namen der Männer vergessen, die ihm in seinem Schicksalskampf von „internationaler Solidarität des Proletariats“, „Völkerbund“, „Weltgewissen“ usw. sprachen!
Das Unglück kam und damit die bittere Enttäuschung.
Nichts ist nun unberechtigter, als die Befriedigung der Deutschnationalen, die Arbeiter hätten die Dummheit des Internationalismus eingesehen und seien endlich halbwegs „vernünftig“ geworden. Diese Herren sollten sich lieber an die Brust schlagen und sich fragen, was sie getan haben, um dem deutschen Arbeiter das völkische Gefühl zu stärken! Sind sie zu ihm gegangen, haben sie ihm geistige Nahrung, Aufklärung gegeben, oder haben sie ihn ausgemachten Hetzern und jüdischen Verführern überliefert? Haben sie den Arbeiter als gleichwertigen Volksgenossen angesehen, oder haben sie ihn nicht gar zu oft als Menschen zweiten und dritten Ranges gewertet? Haben sie wenigstens in ihrer Klasse selbst die Würde ihres Volkes streng vertreten, oder haben sie nicht jüdische Bankierstöchter geheiratet und deutsches Volkstum verseucht?
Die Erkenntnis ihrer Schuld am deutschen Volk ist vielen einzelnen unter den Konservativen gekommen, aber beileibe noch nicht den „nationalen Parteien“. Sie bezeichnen sich heute noch im Gegensatz zu den „sozialistischen“ als „bürgerliche“, und die Versuche der Deutschnationalen, durch ein paar alte Bäckermeister die Arbeiter zu gewinnen, ist ein aussichtsloses Unternehmen. Solange der deutsche Konservatismus nicht offen und ehrlich ein Schuldbekenntnis ablegt und tatkräftig den Kampf gegen das jüdische und verjudete Schmarotzertum außerhalb und innerhalb seiner Reihen und für deutsches Wesen und Interesse in allumfassendem Sinne aufnimmt, solange wird er keine Handarbeiter in seine Reihen locken. Wie die Sozialdemokratie, so haben die Konservativen an einer schweren Kette der Klassenüberlieferung zu tragen. Sie haben die Berechtigung verloren, die Führer zu sein, sie müssen sich jene erst erringen.
Deshalb ist eine neue Bewegung notwendig, die das ganze deutsche Volk als eine unlösbare Einheit betrachtet, die keine Klassengegensätze innerhalb des Volkes anerkennt, für die das Völkische Ausgangspunkt und Endziel ist, die eine natürliche Wirtschaftsordnung an Stelle der heutigen Schmarotzerhaften fremden Blutaussaugung anstrebt. Die Bereinigung aller wirklich Schaffenden, ob Arbeiter, Student, Offizier, Beamter, Künstler oder Gelehrter deutschen Blutes und Geistes, das Sammeln aller handelnden rücksichtslosen Kämpfer für ein Großdeutschland aus allen Schichten des deutschen Volkes, das nennt sich heute Nationalsozialismus.
Er wird die trotzige Burg werden, um die sich die anderen Deutschen ihre Häuser bauen können. Das ist der Weg der Zukunft!
.
Quelle:
Völkischer Beobachter, 28. Juli 1921.
Blut und Ehre III, S. 76-78.
